|
Bodo Gaßmann
Ist Hilfe für Flüchtlinge bewunderungswürdig?
Flüchtlinge kommen und viele Menschen helfen ihnen. Obwohl unter zynischen Ideologen der Begriff „Gutmensch“ heute zu einem Schimpfwort geworden ist, hat sich das moralische Volksempfinden nicht darum geschert und spontan den ankommenden Flüchtlingsmassen geholfen. (Der Autor hat selbst ein Fahrrad gespendet.) Doch so begrüßenswert der moralische Impuls zur Solidarität ist, so düpiert der rechte Mob durch diese Welle der Hilfsbereitschaft ist, so ist dieser Impuls nur moralisch, wenn er über sich selbst aufgeklärt ist.
Moral ist erwünscht in diesem Lande. Allerdings keine, die sich nach Prinzipien richtet, etwa dem, Menschen in Not immer zu helfen (Solidarität), sondern benötigt wird eine unaufgeklärte Gefühlsmoral. Deshalb stellt sich sogar die Kanzlerin an die Spitze der „Willkommenskultur“ und sagt freudig: „wir schaffen das“, auch wenn sie gleichzeitig die Asylgesetze verschärfen lässt. Was dieses „das“ ist, bleibt bewusst verschwommen.
Die deutsche Industrie hat 600 000 offene Stellen, wenn 800 000 Flüchtlinge kommen und 200 000 wieder abgeschoben oder in andere Länder deportiert werden, dann kann die Industrie sich bedienen und der Staat spart sogar noch Erziehungs- und die Firmen teilweise Ausbildungskosten.
Die Frage aber, was der Bürgerkrieg in Syrien, die Kriege in Afghanistan und Irak mit Deutschland, also dem herrschenden kapitalistischen System und seiner politischen Führungselite zu tun haben, wird ausgeblendet, bestenfalls von einem vorwitzigen Journalisten angedeutet. Der könnte von der Aufrüstung der Taliban, also islamischer Faschisten, durch die CIA gegen die Sowjetarmee berichten, sodass nach deren Vertreibung die Bevölkerung terrorisiert, Mädchen aus den Schulen verwiesen wurden und ein Bin Laden von dort seine Terroranschläge über die Erde organisieren konnte. Oder vom „Krieg gegen den Terror“ der USA, indem sie den iranischen Staat zerschlugen (das Öl lockte) mit dem Resultat, dass sich Warlords und der IS breit machen konnten. Oder er erinnert sich an die Förderung der Opposition in Syrien, die einen religiösen Wahn entfachte und einen Bürgerkrieg gegen die säkulare Diktatur mit bisher 600 000 Toten.
Die Flüchtlingsströme auf der Erde, es sollen 60 Millionen auf der Flucht sein, haben ihren tieferen Grund in einem Wirtschaftsystem, dass den Mehrwert aus den Entwicklungsländern zu den Großkapitalisten in den westlichen Metropolen transferiert, ein System, das an Absatzmärkten, Rohstoffquellen und Kapitalinvestitionen interessiert ist – wenn nötig mit militärischer Gewalt ihre Interessen durchsetzt. Vor über zwanzig Jahren hat unser Dialektikverein eine Einführung in die marxsche Kapitalanalyse herausgegeben. Deren Titelbild stellte Schlagzeilen der Wirtschaftspresse dar. Eine hieß: 800 Millionen Menschen hungern auf der Welt. Der Hungerreport der UNO hat vor kurzem die neuesten Zahlen bekannt gegeben: 800 Millionen hungern heute auf der Erde, obwohl diese Zahl halbiert werden sollte. Das aber bedeutet: wer den Flüchtlingen hilft, aber nicht auch auf die Ursachen verweist, handelt nicht nach einer aufgeklärten Moral. Diese fordert das Profitsystem, das wir in Gang halten und so dazu beitragen, das Flüchtlinge produziert werden, abzuschaffen und damit die Ursache von Kriegen und Hunger.
Zurück zum Anfang
|
Volltextsuche in:
Erinnyen Aktuell
Weblog
Hauptseite (zserinnyen)
Erinnyen Nr. 16
Aktuelle Nachrichten
der Argentur ddp:
Wenn Sie beim Surfen Musikt hören wollen:
Weitere Internetseiten und unsere Internetpräsenz im Detail:
Audios, Fotos und Videos:
Die letzten Ausgaben der Erinnyen können Sie kostenlos einsehen oder herunterladen:
Erinnyen Nr. 18
Nachrichten aus dem beschädigten Leben:
Unsere Zeitschrift für materialistische Ethik:
Unsere Internetkurse zur Einführung in die Philosophie:
Unsere Selbstdarstellung in Englisch:
Die Privatseite unseres Redakteurs und Vereinsvorsitzenden:
Unser Internetbuchladen:
|